Im Zuge meiner Vorbereitung für den Vortrag in Freiburg, bin ich auf diesen Text gestoßen:
T. Goodchild und E. Speed, „Technology enhanced learning as transformative innovation: a note on the enduring myth of TEL“, Teaching in Higher Education, Bd. 24, Nr. 8, S. 948–963, Nov. 2019, doi: 10.1080/13562517.2018.1518900.
Die zentrale These der Autoren lässt sich folgendermaßen rekonstruieren:
Trotz mehr als dreißig Jahren an Forschung im Bereich des technologieunterstützten Lehrens und Lernens (Technology Enhanced Learning, TEL) ist es nach wie vor nicht möglich, eine überzeugende Beweisgrundlage für die versprochenen transformativen Potenziale zu liefern. Vielmehr fügen die allermeisten Bildungstechnologien lediglich bestimmte Funktionen hinzu und verstärken dadurch das dominante Lehr- und Lernmodell. Eine transformative Wirkung auf Bildung, wodurch sich etwa die Rollen von Lehrenden und Lernenden verändern, ist auch nach über 50 Jahren des Einsatzes von Technologien nicht erkennbar.
Tatsächlich wird durch das Scheitern die Versprechen zu erfüllen der Diskurs nicht beendet, sondern weiter aufrechterhalten und re-artikuliert. Dazu werden die Versprechen mit dem Aufkommen neuer und innovativer Technologien begründet. Die Versprechen müssen so nicht aufgegeben werden, sondern das Scheitern kann dadurch erklärt werden, dass die Technologien bisher einfach nicht gut genug waren.
Die Lehrmeinung bzw. „akzeptierte Orthodoxie“, wonach Bildungstechnologien ein allgegenwärtiges und weithin akzeptiertes Merkmal und integraler Bestandteil der Hochschulbildung sind, hat sich seit 40 Jahren in unseren Köpfen verfestigt. Es widerspricht dem gesunden Menschenverstand, sich dieser Idee zu widersetzen, denn dies würde gleichsam bedeuten, sich der Idee guter Hochschulbildung zu widersetzen.
Categories: Keynote
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